Horakoraka ny an’ny sahona fa ny tsiboboka no tompon’ny rano. Madagascan proverb
Eine ausführliche Beschreibung dieser Gruppen sowie eine beeindruckende Fülle an Bildern und Informationen auf Artniveau bietet A field guide to the amphibians and reptiles of Madagascar von Frank Glaw und Miguel Vences. Hier finden sich auch reichhaltige Informationen zur Reproduktion und den Kaulquappen. Bei einer Reise nach Madagaskar gehört dieses Buch ins Gepäck.
Nicht überall auf Madagaskar finden sich Vertreter aller oben dargestellter Gruppen. Vor allem der Regenwald in den Bergen im Osten Madagaskars, wo sich auch der Nationalpark Ranomafana befindet, ist durch enormen Artenreichtum gekennzeichnet. Weniger Arten finden sich in sehr hoch gelegenen Regionen sowie im trockenen Westen. In Ranomafana, meinem Hauptarbeitsgebiet, z.B. fehlen die Dicroglossidae und von den Microhylidae die Dyscophinae, Gattungen der Cophylinae, sowie eine Vielzahl an Arten aus allen Familien. Insgesamt gibt es dort aber mehr als 115 Froscharten.
Tropische Frösche sind mitnichten immer bunt. Die Mehrzahl der Frösche weist eine eher braune Tarnfärbung auf. Auch sind die meisten Tiere ziemlich klein. Es gibt natürlich sehr auffällig gefärbte Ausnahmen. Hier auf Madagaskar gehören dazu die Frösche der Gattung Mantella (Mantellidae), dem madagassischen Pendant der Dendrobatidae der Neotropen. Auch bei Mantella handelt es sich um eine Warnfärbung, wenngleich die Frösche keine für den Menschen gefährliche Giftigkeit aufweisen. Eine ausgeprägte Farbigkeit (primär grün) findet sich unter anderem auch bei den Baumfröschen der Gattung Boophis (Mantellidae), die sich vor allem tagsüber hoch oben im Blattwerk der Bäume aufhalten. Für einige Gruppen ist die Färbung ein nützliches Bestimmungsmerkmal, bei vielen Gruppen ist die farbliche Variabilität so hoch, dass eine Artbestimmung anhand der Färbung nicht möglich ist.
Es gibt eine beeindruckende Vielfalt an Reproduktionsmodi auf Madagaskar, die anderen tropischen Regionen, trotz der relativ geringen Größe Madagaskars, in nichts nachsteht. Während hier alle Frösche Eier legen und eine äußere Befruchtung aufweisen, gibt es große Differenzen bei der Paarung, Art und Ort der Eiablage sowie dem Kaulquappentyp.
So gibt es hier Arten (alle außer Mantellinae), die einen Amplexus aufweisen. Die Mantellinae aber zeigen stark abgewandeltes Paarungsverhalten: Wenn die Paarung an Blättern oder Felsen außerhalb des Wasser stattfindet, sitzt das Männchen oberhalb des Weibchens und lässt seinen Samen über dieses auf die abgelegten Eier laufen.
Die durchgehend hohe Luftfeuchtigkeit in vielen tropischen Regionen, so auch im Osten Madagaskars, erlaubt Amphibien eine Eiablage außerhalb von Gewässern. Neben stehenden und fließenden Gewässern werden so wassergefüllte Baumhöhlen und Phytotelmata genutzt, viele Arten legen ihre Eier sogar hängend an Blättern oder Felsen ab oder platzieren die Gelege in der Laubstreu auf dem Waldboden.
Im Vergleich zu anderen tropischen Regionen ist es eine Besonderheit Madagaskars, dass über 40% der Froscharten einer Region Fließgewässer zur Reproduktion nutzen (Daten aus dem Nationalpark Ranomafana). Eine Vielzahl dieser Arten legt seine Eier an Blättern hängend über dem Gewässer ab, die entwickelten Kaulquappen fallen später ins Wasser, wo sie nach Wochen oder Monaten metamorphisieren. In Ranomafana gehören alle Arten, deren Kaulquappen einen Teil ihrer Entwicklung in Fließgewässern durchmachen, zur Familie der Mantellidae. Die dort auch vorkommenden Arten der Ptychadenidae, Hyperroliidae und Microhylidae reproduzieren entweder in den wenigen stehenden Gewässern, Baumhöhlen oder Phytotelmata.
Kaulquappen
Boophis tadpoles