The most impressive aspect of the living world is it’s diversity. Ernst Mayr, "This is Biology"

Räubervermeidung

Es gibt verschiedenen Verhaltensweisen von Beutetieren, die einen guten Ansatz zur Untersuchung des empfundenen Prädationsrisikos bieten. Dazu gehören unter anderem das Fressverhalten, die Habitatnutzung sowie zeitliche Aktivitätsmuster. Eine etablierte Methode zur Untersuchung des empfundenen Prädationsrisikos während der Nehrungsaufname heißt giving-up density (GUD), bei der gemessen wird, inwieweit eine Nahrungsstelle ausgebeutet wird. Die dahinterstehende Theorie, des Grenzertragstheorem (marginal value theory) besagt, dass mit zunehmender Ausbeutung einer Futterstelle und damit abnehmender Futterverfügbarkeit der Energiegewinn soweit abnimmt, dass dieser ab einem bestimmten Punkt die Kosten durch 1 weiteres Suchen, das 2 Risiko selbst gefunden und gefressen zu werden und die 3 verpassten Gelegenheiten, etwas anderes zu tun nicht mehr deckt. An diesem Punkt sollte der Nahrungssuchende diese Futterstelle verlassen und eine neue aufsuchen. Der Vergleich dieses Grenzwertes zwischen verschiedenen Orten biete Aufschluss über Unterschiede im empfundenen Prädationsrisiko, vorausgesetzt, die anderen Komponenten sind konstant. Für die Untersuchungen von Habitatnutzung gibt es mehrere Methoden. Abhängig von der betrachteten räumlichen Skala und spezifischen lokalen Bedingungen bieten sich die Ratiotelemetrie, powder-tracking und spool-and-line tracking an. Zudem kann die Radiotelemtrie Informationen zur zeitlichen Aktivität bieten.

Giving-up density (GUD)

Giving-up density (GUD) war in diesem Räuber-Beute-System eine hervorragend funktionierende Methode. Buschratten fressen eine Vielzahl von Dingen, vor allem aber Sämerein und Evertebraten. Wir haben sowohl in den Flächen mit Fuchsmanipulation (vergiftete Köder) als auch den Kontrollflächen Futterschalen ausgebracht, in denen eine definierte Menge an Leinsamen in Sand vesteckt war. In jeder Fläche wurden diese Futterschalen abwechselnd an offenen, ungeschützten sowie an dicht bewachsenen, geschützten Stellen gestellt. Somit konnten wir vergleichen, inwieweit sich die GUD zwischen Flächen mit und ohne Fuchs unterscheidet, inwieweit sie sich zwischen ungeschützten und geschützten Stellen unterscheidet und ob die Größe dieses letzten Unterschiedes in Abhängigkeit zur Fuchsaktivität steht.

Spool-and-line tracking

Die Ratten wurden am späten Abend gefangen und bekamen je eine Spule mit Zwirnsfaden am Rücken angebracht. Das lose Ende wurde wurde an einer Pflanze befestigt und das Tier wieder laufen gelassen. Am nächsten Morgen konnte der Faden verfolgt und die Daten aufgenommen werden. Es war durchaus faszinierend so detailliert nachverfolgen zu können, wie sich die Tiere im Wald bewegen. Spool-and-line tracking als Methode zur Untersuchung der Mikrohabitatnutzung hat anderen Methoden gegenüber einige Vorteile. Diese sind unter anderem, dass man nicht auf eine UV-Lampe angewiesen ist und die Methoden vom Wetter unabhängig ist – anders als z.B. powder-tracking, das zudem am besten noch in der gleichen Nacht erfolgen müsste.
Unterschiede in den Präferenzen für bestimmte Mikrohabitatstrukturen zwischen Gebieten mit und ohne Fuchs können Aufschluss darüber bieten, ob zum Beispiel bei hoher Fuchsaktivität sicherere Strukturen aufgesucht werden, der Fuchs also als Räuber erkannt und vermieden wird – oder auch nicht. Das Hauptaugenmerk lag hier auf der Nutzung des Unterwuchses (understorey), Stellen mit dicken Laubauflagen (ground cover), Bäumen (trees) oder liegenden Baumstämmen (logs). Letztere haben wir uns genauer angeguckt: Wo genau bewegt sich die Ratte? Auf dem Baumstamm, daneben oder darunter?

Resultate

Als Haupterkenntnis hat sich gezeigt, dass die einheimischen Buschratten den eingeschleppten Fuchs als Bedrohung wahrnehmen und entsprechend reagieren, zumindest was einige Verhaltensweisen betrifft. Unerwarteterweise hat sich das Fressverhalten (die GUD) nicht zwischen den Gebieten mit unterschiedlicher Fuchsaktivität unterschieden, obwohl die Methode prinzipiell funktioniert hat (deutliche Unterschiede zwischen geschützten und ungeschützten Stellen). Die Nutzung der Mikrohabitate sowie die Bewegungsmuster auf/unter liegenden Baumstämmen unterschied sich aber signifikant zwischen den entsprechenden Untersuchungsgebieten. Zudem hat sich gezeigt, dass dadurch andere potentielle Räuber, wie z.B. Eulen, in ihrer Wichtigkeit als Bedrohung steigen können.